Was ist Euch bei Workshops besonders wichtig?

parkgalerie

Mitglied
Hallo,

wir veranstalten selbst Mal-und Zeichenworkshops.
Da wir ständig bemüht sind die Qualität unserer Kurse zu sichern und zu verbessern, würde ich Euch gerne ein paar Fragen stellen.
Zunächst geht es mir um die Konzeption und Ausschreibung von Workshops.
Was ist Euch bei der Auswahl von Kunst-Workshops an Information besonders wichtig, damit Ihr in dem für Euch richtigen Kurs landet?
Ich würde mich sehr über viele Meinungen freuen.

Hier nur einige Beispielfragen.
Schreibt gerne auch was Euch sonst noch wichtig ist.

Sollte ein Kurs eher für Anfänger, Fortgeschrittene usw. angeboten werden oder empfindet Ihr eine große Mischung aus Erfahrungen der Teilnehmer als anregender.
Ist für Euch eine bestimmte Altersspanne von Bedeutung?
Sollten Kurse ein ganz bestimmtes Thema und Programm verfolgen, oder möchtet Ihr lieber Hilfe bei der Fortentwicklung eurer eigenen Themen bekommen?
Sollt der Kursleiter Euch eher seinen eigene Technik und Stil vermitteln oder möglichst offen für unterschiedlichste Denkweisen und Vorlieben sein?

Ist es wichtig, zur Auswahl des Kurses Arbeiten des Kursleiters vorgestellt zu bekommen?

Viele Grüße,
Klaus
 

kumise

Senior Mitglied
hallo Klaus

selber würde ich nie einen Kurs besuchen, sei es aus Zeitmangel oder Desinteresse. Im wirklichen Leben arbeite ich als Problemlöser und im Rahmen der Aufgabe gibt es auch Schulungsaktivitäten.
Ich meine, diese Erfahrungen auch auf Deine Fragen anwenden zu können.

Sollte ein Kurs eher für Anfänger, Fortgeschrittene usw. angeboten werden oder empfindet Ihr eine große Mischung aus Erfahrungen der Teilnehmer als anregender.
Positiv: Teilnehmer helfen einander, profitieren vom gegenseitigen Wissen
Negativ: Oberlehrer, die alles besser wissen. Anfänger fühlen sich überfordert. Erfahrene sind unterfrordert. Die Teilnehmer wandern ab. Zum Schluss bleibt nur ein harter Kern.
Meine Meinung: lieber ein homogenes Teilnehmerfeld

Ist für Euch eine bestimmte Altersspanne von Bedeutung?
Ja, weil die Sicht der Dinge unter den Generationen unterschiedlich ist. Versuchen, Altersgruppen zu bilden, weil bei Nebenbeigesprächen gemeinsame Themen existieren und das Wirgefühl und der Spassfaktior besser sind.

Sollten Kurse ein ganz bestimmtes Thema und Programm verfolgen, oder möchtet Ihr lieber Hilfe bei der Fortentwicklung eurer eigenen Themen bekommen?
Die meisten Leute mögen es, geführt zu werden = festes Programm

Sollt der Kursleiter Euch eher seinen eigene Technik und Stil vermitteln oder möglichst offen für unterschiedlichste Denkweisen und Vorlieben sein?
Kein Oberlehrer - in einem bestimmten Rahmen sind auch grössere Abweichungen möglich. Mix zwischen Offenheit und Richtlinien

Ist es wichtig, zur Auswahl des Kurses Arbeiten des Kursleiters vorgestellt zu bekommen?
Nein, bloss nicht! Sonst will jeder malen wie der Kursleiter.
Siehe Bob Ross - die Bilder der Schüler sehen alle gleich aus und jeder kann nur Berge und Bäumchen malen.
 

parkgalerie

Mitglied
Vielen Dank Kumise,

da war ja schon einiges Interessantes für mich dabei.
Besonders den Aspekt, dass die Arbeiten der Kursteinehmer sich dann dem Stil des Kursleiters anpassen könnten, und alle gleich aussehen würden,gibt mir zu denken. Ich glaube, dass das das Letzte wäre, was ich erreichen wollte.
Ich habe es bisher vieleicht immer unter dem Aspekt gesehen, dass ja jeder Malkurse anbieten darf, und man auch darstellen sollte, dass man etwas beizubringen hat. :-)

Ist jemand von Euch schonmal an den ganz falschen Kursleiter geraten, z.B weil man selbst gerne etwas über Abstraktion lernen möchte, und der Lehrer aber einen ganz naturalistischen, realistischen Stil pflegt?

Viele Grüße,
Klaus
 

Marigold

Senior Mitglied
Hallo Klaus,

in Gedanken gehe ich jetzt mal von der Ölmalerei aus, wenn sich auch vieles auf andere Gebiete ausdehnen lässt. Mir ist folgendes wichtig:

Als Anfänger:
  • will ich grundlegende Prinzipien vermittelt bekommen
  • will ich diese Prinzipien „sehen“ und begreifen können, bevor ich sie umsetzen muss: verdeutlichende Übungen oder Demonstrationen sind mir wichtig
  • Will ich am Kursende ein ansprechendes Ergebnis als "Erfolgserlebnis" mit nach Hause nehmen können
  • sollte eine klare Vorgehensweise vermittelt werden, zu viele Optionen sorgen anfangs nur für Verwirrung
  • Eigene Ideen umsetzen ist kein Muss, eine Auswahl an vorgegebenen Motiven kann die Sache vereinfachen. Falls eigene Motive, sollten die Anforderungen im voraus bekanntgegeben werden, v.a. auch was die Komplexität des Motivs angeht: ein blutiger Anfänger, der sich gleich mit einem Portrait überfordert, kann einen ganzen Kurs zum Erliegen bringen

Als Fortgeschrittener:
  • sind für mich die Bilder des Lehrers ein entscheidendes Kriterium dafür ob ich den Kurs belegen will oder nicht.
  • möchte ich wissen ob ein Kurs gegenständliche (=realistische) oder abstrakte Kunst zum Gegenstand hat, da für realistische Kunst eine Reihe von Prinzipien wesentlich sind die in Kursen für moderne Kunst selten vermittelt werden
  • möchte ich wissen ob im Kurs direkte oder indirekte Maltechniken vermittelt werden, da das sowohl Anforderungen als auch Ergebnisse entscheidend mitbestimmt.
    Edit: das ist allerdings wohl in erster Linie für Ölmalerei relevant
  • möchte ich eigene Ideen/Motive umsetzen können, Anforderungen an eigenes Material sollten nötigenfalls vorher bekannt gegeben werden (z.B. bei Portraitmalerei: was ist ein geeignetes Referenzfoto)
  • finde ich gut, wenn der Kurs einen theoretischen Teil mit Erläuterungen und ggf. Demonstrationen beinhaltet, statt dass jeder auf eigene Faust drauflos arbeitet

Ich finde es von Vorteil, wenn Einsteigerkurse gezielt angeboten werden, die die absoluten Grundlagen abdecken. Für alle anderen Kurse sollte das Niveau offen sein, eine Mischung verschiedener Könnensstufen ist oft bereichernd.

Marigold
 
Zuletzt bearbeitet:

Marigold

Senior Mitglied
Ist jemand von Euch schonmal an den ganz falschen Kursleiter geraten, z.B weil man selbst gerne etwas über Abstraktion lernen möchte, und der Lehrer aber einen ganz naturalistischen, realistischen Stil pflegt?

Das ist mir noch nie passiert, weil ich entweder Kurse besuche die ein klar umrissenes Thema haben (z.b. Aktzeichnen oder eine bestimmte Maltechnik), oder ich mir vorher ein Portfolio des unterrichtenden Künstlers angesehen habe.

Einen allgemeinen Kurs "Ölmalerei", der weder ein klares Thema hat, noch mir Werke des Künstlers zeigt - so dass ich einschätzen kann auf welcher Linie seine Kompetenzen liegen - würde ich jetzt nicht mehr besuchen. Als Anfänger in einem neuen Malmedium aber schon, um mir einen Überblick zu verschaffen. So habe ich zu meinem Einstieg in die Aquarellmalerei einen allgemeinen Kurs "Aquarellmalerei" besucht, wo ohne feste Vorgaben jeder seine eigenen Motive malte und das Spektrum der Teilnehmer vom Anfänger bis zum Profi reichte. Allerdings war es hier zumindest so, dass ausschliesslich gegenständliche Bilder von Fotovorlage gemalt wurden.

Ich würde bestätigen, dass realistische und abstrakte Herangehensweisen nicht besonders kompatibel sind und nur schwer gleichzeitig im selben Kurs vermittelt werden können.

Marigold
 
Zuletzt bearbeitet:

kumise

Senior Mitglied
Hallo Klaus,

das Thema ist mir nun mehrmals durch den Kopf gegeistert.

Natürlich erwarten die Teilnehmer vom Kursleiter Fach- und Methodenkompetenz. Deshalb gehören ein klarer Leitfaden und gründliche Vorbereitung auf jeden Fall dazu.
Wenn ich Malkurse veranstalten würde, würde ich die Leute zuerst spielerisch an das Thema heranführen.
Ich habe vor langer Zeit hier mal die Erfahrungen meiner Schwägerin geschildert, die richtig gemassregelt wurde, weil sie nicht so malte, wie der Kursleiter es wollte.

Kommende Woche leite ich einen 90 Minuten Workshop im Rahmen einer Tagung. Da werde ich Augen und Ohren offenhalten, um die Erwartungshaltung der Teilnehmer und das Gruppenverhalten zu beobachten, um später hier zu berichten.
 

parkgalerie

Mitglied
Hallo,

vieleicht sollte ich mal kurz ein paar Worte über unsere bisherige Vorgehensweise verlieren.

Wir veranstalten unsere Workshops immer zu einer bestimmten Maltechnik oder Motivgruppe, z.B Acrylmalerei, Ölmalerei, Akt, oder Portrait.
Während bei Akt oder Portrait das Programm naturgemäß sehr stark vorgegeben ist, haben wir bei den anderen Malworkshops immer bewußt versucht, das Kursprogramm sehr offen und unspezifisch zu halten.

Es findet keine Trennung in Anfänger und Fortgeschrittene statt und wir bereiten zwar einiges an Motiven vor, sehen es aber sehr gerne, wenn die Teilnehmer an eigenen Themen arbeiten.

Der Ansatz ist, jedem sehr individuell von seinen persönlichen Kenntnissen
und Interessen aus, helfen zu können, seine Malerei fortzuentwickeln.

Das funktioniert eigentlich auch ganz hervorragend und bei uns ist ein reiches Repertoir an Motiven, Materialien, Übungen usw. vorhanden, so dass es uns leicht fällt auf die einzelnen Erwartungen einzugehen und, sozusagen viele Kursprogramme paralell durchzuführen.

Die Kurse sind gut besucht und von den Teilnehmern bekommen wir sehr positive Rückmeldungen. Das ist eigentlich nicht das Problem.

Ich komme jedoch regelmäßig bei der Ausschreibung neuer Kurse ins Grübeln, ob man nicht sehr viel thematisch genauer definierte Workshops planen sollte, einfach weil die Ausschreibung sonst eben immer sehr allgemein gehalten ist, und, wie Marigold sagte "Einen allgemeinen Kurs "Ölmalerei", ... würde ich jetzt nicht mehr besuchen.", dadurch die Befürchtung da ist, dass wir einen Großteil der Leute, für die der Workshop super wäre, eben gar nicht ansprechen.
Anderst herum möchte ich diejenigen, die schon in sehr eigenen Bildwelten arbeiten, nicht durch zu große Einschränkungen verprellen.
Ich möchte aber eben auch nicht zu viel vorgeben, da ich keine reinen "Techniklernkurse" anbieten möchte.
Malerei hat für mich von Anfang an auch eine Auseinandersetzung über eigene Bildvorstellungen und Methoden, diese zu entwickeln.

Viele Grüße,
Klaus
 

SteffiD

Senior Mitglied
Hallo Klaus,
Marigold hat schon sehr ausführlich viele Dinge beschrieben, die ich auch so nennen würde. Schreibe trotzdem noch einmal meine Gedanken...

Sollte ein Kurs eher für Anfänger, Fortgeschrittene usw. angeboten werden oder empfindet Ihr eine große Mischung aus Erfahrungen der Teilnehmer als anregender.

Ich würde auch absolut Anfänger von Fortgeschrittenen trennen. Im Anfängerkurs sollte es um Themen gehen, die in den Fortgeschrittenenkursen als vorausgesetztes Wissen schon abrufbar sind und sich der Kursleiter nicht mehr immer wieder mit den selben Erklärungen aufhalten muss. So kann man dann im Fortgeschrittenenkurs schneller weiter arbeiten, und keiner fühlt sich über- oder unterfordert.


Ist für Euch eine bestimmte Altersspanne von Bedeutung?
Ich persönlich unterhalte mich sehr gerne mit den Menschen unterschiedlichster Altersstufen. Deswegen fühle ich mich auch in einer gut durchgemischten Runde sehr wohl.

Sollten Kurse ein ganz bestimmtes Thema und Programm verfolgen, oder möchtet Ihr lieber Hilfe bei der Fortentwicklung eurer eigenen Themen bekommen?
Bei der Einführung der Anfänger müsste schon Schritt für Schritt auch themenmäßig vorgegangen werden um die Grundlagen zu vermitteln.

Bei den Fortgeschrittenen fände ich ein etwas allgemeiner gehaltenes Thema sinnvoll. Also wenn ich einen Kurs belegen würde, dann bestimmt keinen mit dem Thema freie Malerei in allen Techniken und Sujets.
Ich würde nach Themen suchen, wie z.B. "Aktzeichnen nach Livemodell" oder "Das Licht in der Landschaft" (wo ja durchaus jeder Teilnehmer sein eigenes Motiv malen könnte). Ob in Öl, Acryl oder Pastell gemalt wird, ist sicher auch nochmal ein Unterschied.


Sollt der Kursleiter Euch eher seinen eigene Technik und Stil vermitteln oder möglichst offen für unterschiedlichste Denkweisen und Vorlieben sein?
Der Kursleiter sollte schon offen sein für unterschiedliche Stile und nicht nur seinen Stil als einzig richtigen darstellen/durchsetzen.
Allerdings würde ich als Schüler/Student auch vorzugsweise Kurse belegen bei Kursleitern deren Stil mir zusagt. Deshalb...

Ist es wichtig, zur Auswahl des Kurses Arbeiten des Kursleiters vorgestellt zu bekommen?
fände ich es wichtig, die Möglichkeit zu haben, mir vor der Anmeldung einige Arbeiten des Kursleiters anzuschauen, z.B. über eine Internetpräsenz. Dann hätte ich das Gefühl, beurteilen zu können, ob ich bei dem entsprechenden Kurs auch noch etwas lernen könnte.
 

Marigold

Senior Mitglied
Hallo Klaus

Wir veranstalten unsere Workshops immer zu einer bestimmten Maltechnik oder Motivgruppe, z.B Acrylmalerei, Ölmalerei, Akt, oder Portrait. Während bei Akt oder Portrait das Programm naturgemäß sehr stark vorgegeben ist, haben wir bei den anderen Malworkshops immer bewußt versucht, das Kursprogramm sehr offen und unspezifisch zu halten.
...
Der Ansatz ist, jedem sehr individuell von seinen persönlichen Kenntnissen
und Interessen aus, helfen zu können, seine Malerei fortzuentwickeln.
....
Die Kurse sind gut besucht und von den Teilnehmern bekommen wir sehr positive Rückmeldungen. Das ist eigentlich nicht das Problem.

Das klingt doch positiv, und es ist erfreulich dass ihr mit euren Kursen solchen Erfolg habt :00000298:

Für mich stellt es sich so dar:

Einen punktuellen, mehrtägigen Workshop, zu dem ich auch eine weitere Anreise in Kauf nehmen würde, sehe ich als Investition. Da fahre ich mit einem klaren Ziel hin und möchte wissen welche Inhalte ich erwarten kann. Dafür würde mich so ein allgemeines Format weniger ansprechen. Denn wer sagt mir dass ich dort für meine Investition mehr bekomme als quasi eine Gruppe Autodidakten unter Aufsicht? Ob ich mich auf diese Erfahrung einlasse, hängt dann stark davon ab, ob ich den leitenden Künstler kenne und ihm zutraue, sich unter einem Dutzend konkurrierender Sujets auf meine Arbeit einzulassen und mir genügend spezifische Hilfestellung zu leisten.

Ansonsten hat es Steffi es für diese Art Kurs perfekt ausgedrückt:
SteffiD schrieb:
Also wenn ich einen Kurs belegen würde, dann bestimmt keinen mit dem Thema freie Malerei in allen Techniken und Sujets.

Für einen fortlaufenden Kurs zu regelmässigen z.B. wöchentlichen Terminen ist meine Motivation anders, eher auf Motivation und fortgesetzte Beschäftigung mit der Malerei ausgelegt. Dafür kann ich mir dieses freie Format eher vorstellen und glaube dass es ein lokales Publikum durchaus anspricht. Das freie Arbeiten mit Gleichgesinnten unter kompetenter Anleitung kann sehr inspirierend sein. Um neue Teilnehmer anzusprechen, kann es hier vielleciht hilfreich sein, in der Ausschreibung eine Bandbreite von Arbeiten der Schüler abzubilden.

parkgalerie schrieb:
Ich möchte aber eben auch nicht zu viel vorgeben, da ich keine reinen "Techniklernkurse" anbieten möchte. Malerei hat für mich von Anfang an auch eine Auseinandersetzung über eigene Bildvorstellungen und Methoden, diese zu entwickeln.

Klingt im Prinzip richtig, aber ich war und bin immer dankbar und hochmotiviert, wenn mir jemand tatsächlich erstmal das Handwerk vermittelt. Die eigenen Ideen und Konzepte drängen sich nach einer Weile ganz von selbst ans Licht. Frustrierend nur, wenn ich dann die Mittel nicht habe um sie umzusetzen, weil niemand den Mut hatte auch mal handfeste "einengende" Methoden zu vermitteln. Die künstlerische Freiheit wird meiner Meinung nach überbewertet - sie steht jedem zur Verfügung und braucht demzufolge nicht gelehrt zu werden. Das Handwerk dagegen schon.

Marigold
 
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