Goldener Schnitt/Bildfokus (simple Version)

Inge

SUPERVISOR
Vorausgeschickt: Es gibt tolle Abhandlungen über dieses Thema im Internet und sogar ganze Bücher, die sich mit der Sache beschäftigen:

a/b = (a + b)/a bzw. die harmonisch wirkende Zahl

1,6180339887498948



Man kann auch mit der "Fibonacci-Spirale" arbeiten.....


So, jetzt den ganzen Krimskrams vergessen und die Basics zur auf Betrachter angenehm wirkenden Bildeinteilung bzw. das "Ins-Rampenlicht-Rücken" eines Hauptaugenmerks spielend leicht verinnerlichen.


Da wäre zuallererst mal die grobe Drittelung des Malgrundes senkrecht und waagerecht:
 

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Inge

SUPERVISOR
Zen- bzw. Kraftbilder, Meditationsbilder usw. sind oft völlig zentriert aufgebaut. Das konzentriert den Menschen dann auf diese Mitte, lässt ihn allerdingst die anderen Bildinhalte nicht so stark wahrnehmen, der Blick "schweift" also nicht.
 

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Inge

SUPERVISOR
Manchmal wird diese Festlegung des Blickes bzw. eher langweilig-symmetrische Bildeinteilung versehentlich gewählt, zum Beispiel bei der Festlegung des Horizontes. Es ist aber günstig, den Horizont (und damit die Linie, auf denen der/die Fluchtpunkte liegt/liegen) auf 1/3 bzw. 2/3 zu legen.
Dabei spielen kleinere Abweichungen keine große Rolle.
 

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Inge

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Will ich nun, dass mein Bildbetrachter eine bestimmte Sache im Bild anschaut, dann lege ich sie auf oder in die Nähe der Schnittstellen meiner Drittel-Einteilungen.
 

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Inge

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Es gibt auch Leute, die sich auf diese Weise helfen, den faktisch äußersten Punkt zu finden, auf den ein Bildfokus noch dem Rande zu gelegt werden könnte, ohne sozusagen "aus dem Rampenlicht zu treten".

Dazu macht man einfach einmal aus einer Ecke quer durch das Bild einen Strich zur Ecke schräg gegenüber und von der gleichen Ecke aus einen Strich zur Halbstrecke der Kante. Das Gleiche macht man dann auch noch von einer der Halbstrecken aus.
Das Feld, das zwischen den vier Linien liegt, bietet sich zur Anbringung des Bildfokuses an.

Anmerkung: Da man sich die Ausgangsecke ja wählen kann bzw. den Bildträger drehen, ergeben sich natürlich mehrere Möglichkeiten.
 

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Inge

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Nächste Möglichkeit zur Findung für Genauigkeitsfanatiker:
Man nehme den Bildträger und teile in in Drittel (siehe erstes Bild des Threads). Dann streiche man gedanklich zwei der Drittel weg und konzentriere sich auf das dritte Drittel. Von diesem streiche man gedanklich (oder tatsächlich) wieder auf der gleichen Seite zwei Drittel weg.

Man kann das Bild dabei jeweils um 90° drehen, dann tut man sich leichter. Ich habe es nach rechts gedreht, das ist aber letztlich jedem selber überlassen. Spiegelverkehrt wird auch ein Schuh draus und der Bildfokus landet halt auf der anderen Trägerhälfte.
 

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Inge

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Der Goldene Schnitt gilt aber nicht nur für Anordnung, sondern auch für Größenverhältnisse. Auch - aber nicht nur - für Maler abstrakter Bilder gilt die goldene Regel

Die kleine Fläche verhält sich zur großen Fläche wie die große Fläche zur Leinwand

Das heißt jetzt bitte aber nicht, dass ideale Bilder dreifarbige blaue Vierecke enthalten, gell?:00000285:
 

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Inge

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Der Betrachter hat die Neigung, die Gegenden rund um den Goldenen Schnitt mit den Augen abzutasten. Treten dort mehrere Objekte miteinander in Konkurrenz (ganz einfach, weil auf einem Bild ja oft mehrere Dinge angeordnet werden), fängt man den Blick auf andere Weise ein.
Wo wird zuerst und am meisten hingeschaut?
 

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Inge

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Normalerweise dort, wo der größte Kontrast vorhanden ist.
Das Ergebnis wäre übrigens das gleiche, wenn die anderen Punkte verschiedene sanfte Graus hätten.
Völlig egal.
Je größer der Hell/Dunkel-Kontrast, desto mehr will die menschliche Psyche dorthin.
 

Inge

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Hier ein Farbbeispiel des größeren Kontrastes bei Konkurrenten auf dem Goldenen Schnitt
 

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Inge

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Und wo wird jetzt zuerst/am meisten hingeschaut?
Sicher nicht auf die beiden Punkte links oben und rechts unten.
Vermutlich etwas auf den Punkt, der den komplementären Rotpunkt in der Nähe hat.
Vor allem aber vermutlich auf den Punkt, der das komplementäre Rot direkt neben/um sich hat.
 

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Und schafft man es nicht mit Abgrenzung durch Farben oder Kontraste, dann durch feiner strukturierte/anders geartete Formgebung
 

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Nutzen kann man das Ganze u. a. für die Führung des Betrachterblickes, aber auch für die Bildaussage.
Wo schaut der Betrachter am meisten/als erstes hin?
Welcher Protagonist kommt IN das Bild hinein, welcher Protagonist geht AUS dem Bild hinaus?
Als Beispiel eine einfache Fotomontage aus zwei Bildern von mir, in das Raster des Goldenen Schnitts hineinmontiert

Sancho Pansa jagt den davongelaufenen Esel (der liegt auf dem GS und ist somit Fokus und definitiv im Bild). Sancho tritt von außerhalb ein.
Don Quijote hingegen ist außerhalb des Bildfokuses und sein Gaul hat - da kaum noch Leinwand vor der Nase - praktisch schon den Gang nach Draußen angetreten.
 

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Inge

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Ganz konkret bei eigenen Skizzen zum Bildaufbau nutze ich diese Grundsätze natürlich auch:
 

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Inge

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Aber man muss aus dem Ganzen auch nicht unbedingt eine Wissenschaft machen.
Wichtig zur Beachtung allgemein nur, wo man das Objekt normalerweise definitiv NICHT hinpacken sollte, nämlich zu mittig oder zu arg an den Rand.
 

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Inge

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In einem Thread wurde gerade das Thema "wie gehe ich mit dem Bildfokus um bzw. wie wähle ich einen Teil der Komposition und erzeuge dort den Fokus?" besprochen. Ich kopiere mal eine Art "Checkliste" die ich für dort erstellt habe hier herein, dann verschwindet sie nicht in den Tiefen des Forums:

Sie[vom Betrachter als Fokus akzeptierte Bestandteile] liegen auf einem der Punkte des Goldenen Schnittes [und/oder]
- Sie haben eine Farbe, die ansonsten im Bild nicht vorhanden ist (fällt bei SW flach, kann aber sehr gut für fast hypnotischen Effekt genutzt werden in SW-Bildern, die z. B. ein grünäugiges Wesen erhalten oder bei einem roten Marienkäfer, der durch einen grünen Blätterdjungel läuft).
- Sie bergen eine Form, die sonst nicht im Bild vorhanden ist (abstrakt würde man hier z. B. Dreiecke zeichnen in einem ansonsten fließenden Dalí-Ei
- Sie bergen den größtmöglichen Kontrast (hier wäre die Gefahr bei einem Hundehinterteil gewesen: Hundekopf vor einem recht ähnlich getönten Hintergrund, weißer Hundehintern bzw. -Hundeschwanz vor dunklem Hintergrund wirkt blick-anziehend)
- Sie sind mit einer Technik gemacht, die ansonsten im Bild nicht vorhanden ist (z. B. gestrichelt, wenn alles andere weichgezeichnet ist)
- Sie sind detaillierter aufbereitet als der Rest (ich hatte mal versehentlich bei einem Doppelportrait die Schulterschleife an einem Abendkleid soooo toll fotorealistisch ausgearbeitet, dass jeder nur noch diese blöde Schleife anschaute...)
- Es führen mehrere bildkompositorische Linien auf sie zu. Das kann man z. B. bei Straßenschluchten gut machen, bei denen die Häuserkanten wie Pfeile auf den Betrachter wirken: "DORT geht es hin, wenn nicht zufuß, zumindest mit dem Blick!"
Mal grübeln, ob ich noch eine Fokussierungs-Methode vergessen habe....
 

Inge

SUPERVISOR
Dankeschön. Ich habe oben nachträglich noch das Beispiel Hund etwas redigiert, aus dem Zusammenhang des dortigen Threads gerissen hätte ansonsten mit der Besprechung eines Hundehinterteils keiner etwas anfangen können ;-)
 

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