Hallo Werner,
gerade habe ich Dein Bild entdeckt.
Das gleichzeitige Vorstellen eines gemalten Aquarells mit einer Fotovorlage ist immer eine kleine Gradwanderung.
Oft ist es gerade die Freiheit der Umsetzung, die dann etwas ganz Anderes daraus werden lässt - vielleicht auch ungewollt?.
Ohne das Foto hätte ich gesagt, dass das Motiv einen mit Schnee bedeckten Ast darstellt, denn das Weiß liegt AUF den Zweigen.
Beim Foto kann man hingegen erkennen, dass kein Schnee liegt, sondern immer die RECHTE Seite der Äste von der Sonne hell angestrahlt wird.
Ich gehe davon aus, dass die Entscheidung zugunsten des Schnees hinsichtlich der aktuellen Jahreszeit Deiner Kreativität entspringt. Gut gemacht!
Ich habe mir schnell abgewöhnt (bis auf bei Step-by-Steps, damit man die komplette "Entwicklung" sieht), eine Vorlage (Foto, o.ä.) mit zu präsentieren.
Das lenkt nur vom Aquarell ab und provoziert den Betrachter zu (oft ungewollten) Vergleichen, die u.U. zu Diskussionen führen, was denn nun besser aussieht (Foto oder Aquarell) oder auch nur "anders" ist.
Entscheidend ist, was der Künstler darstellt und nicht wie es eigentlich im Original aussieht.
Foto ist Foto und Aquarell ist Aquarell! Jedes hat seine eigene Daseinsberechtigung.
Da die Fotografie - noch viel länger als das Malen - zu meinen größten Hobbies gehört, weiß ich, dass ein sehr gutes Foto selten eine wirklich gute Vorlage für ein Aquarell bietet.
Oft sind es gerade mittelmäßige, fast "langweilige" Fotovorlagen, die mich dazu herausfordern, über die Umsetzung besonders nachzudenken und ein eigenständiges Aquarell zu malen.
Man sieht sich dabei nicht gezwungen, das Bild "genau so schön" zu malen wie die Vorlage ist, sondern lässt seiner Kreativität mehr Freiheiten.
Aber da nun mal in diesem Fall Foto und Aquarell gegenüberstehen, muss ich bekennen, dass mich das Foto klar mehr anspricht, als das Aquarell.
Der Grund: Der Fotograf hat es geschafft, aufgrund der gering gewählten Schärfentiefe die Baumstämme im Hintergrund unscharf erscheinen zu lassen, sodass nichts vom Zweig im Vordergrund ablenkt, aber dennoch der Bezug zum Wald erhalten bleibt.
Bei Deinem Bild stellst Du sowohl den Zweig, als auch die Baumstämme sehr scharf dar. Dadurch verliert der Zweig seine hervorgehobene Bedeutung und das Bild wird deutlich unruhiger.
Meiner Meinung nach hätte es dem Bild besser getan, wenn Du die hinteren Stämme deutlich unspektakulärer (softer, transparenter) z.B. mit einer Nass-in-Nass Lasur nur angedeutet hättest.
Den Zweig selber finde ich dagegen sehr gelungen.
Aber das ist natürlich nur meine auch subjektiv geprägt Meinung.
Viele, die hier bereits kommentiert haben, sehen das genau anders herum.
Das ist völlig OK.
Es wäre ja furchtbar, wenn alle den gleichen Geschmack hätten.
Schöne Grüße
Rainer
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