Hallo Zeichenfreund,
erst mal vielen Dank für diese Stichproben! Ich finde es gut, dass du sie reingestellt hast. So kann man sich doch gleich ein richtiges Bild von deinem Können und deinen Problemen machen und gezielt Hinweise geben.
Positiv fällt mir auf, dass die Proportionen schon recht gelungen sind, und die füllige Dame hat sogar eine gewisse Ausstrahlung, aber ansonsten ist da noch vieles zu üben.
Das Erste, was ich dir empfehlen würde: Mach deine Hand locker vorm Zeichnen! Fang am besten mit ganz simplen Schraffur- und Schummerübungen und Helligkeitsabstufungen an (Anregungen findest du in jedem Zeichenlehrbuch und vielen Tutorials im Internet), um die Auge-Hand-Koordination zu trainieren. Dein Auge ist ja geschult, aber die Hand macht offenbar noch lange nicht, was das Auge ihr sagt. Da muss Lockerheit rein und ein "Gefühl" für eine schwungvolle Linienführung.
Wenn du dann zeichnest, lass vor allem komplett das "Ausmalen" weg! Skizziere erst einmal nur die Umrisse mit leichter Hand und ohne einen Strich balkenartig durchzuziehen, sondern fühle mit kurzen leichten Stricheleien den wirklichen Umrissen nach. Augen und Münder sind nicht "oben ein Bogen, unten ein Bogen" und für den Nasenrücken braucht man nur ganz wenig feine bis gar keine Umrisslinien, da genügen der Nasenansatz an den Augen und die Nasenflügel unten. Nur als Beispiele. Es ist auch gut, immer mal zu schauen, wie andere das machen, in entsprechenden Tutorials zum Beispiel.
Ich würde, ehrlich gesagt, auch noch nicht gleich mit Porträts anfangen, das ist eigentlich die "Hohe Schule" der Kunst, sondern mit einfachen Gegenständen, Landschaften und Stillleben. Aber wenn die Leute dich drum bitten und offenbar Gefallen daran finden, ist es auch ok, das musst du selbst wissen. Dann aber lass bei solchen Skizzen und Übungen besser erst mal zu viele Details weg, wie das Regal mit dem Teddy im Hintergrund u.Ä. Konzentriere dich auf den Menschen und sein Gesicht, evtl. noch den Sessel drumrum und ein Kissen oder so.
Das "Ausmalen" hat meiner Meinung nach direkt mit deinem Hautfarbenproblem im anderen Thread zu tun, das ist nämlich das Problem. Deine Skizzen wirken auf mich, als könntest du es nicht ertragen, weiße Stellen stehen zu lassen, überall schraffierst und schummerst du und das sehr unruhig und weitgehend undifferenziert, und am Ende hast du ein Einheitsgrau ohne echte Schatten und Lichter. Ich möchte dir wirklich ans Herz legen, dass zunächst ganz wegzulassen. Wenn die Umrisse stimmen, wenn die Formen und Züge natürlich aussehen - erst dann fang vorsichtig an, einfühlsam Schatten zu setzen, aber nur an die Stellen, die auch wirklich im Schatten liegen und dunkler sind als die mittlere Helligkeit. Weiter würde ich da jetzt noch gar nicht gehen.
Ich glaube, Inge war es, die dir im anderen Thread schon geraten hat, "auf dem Kopf stehend" zu zeichnen. Also nicht du auf dem Kopf, sondern die Vorlage. :00000285: Das wäre für dich eine sehr hilfreiche Methode, da bin ich ziemlich sicher. Du kannst auch ganz spielerisch mal versuchen, einfache Dinge "negativ" zu zeichnen, also nur die Zwischenräume und die Umgebung und die Schatten, während der Gegenstand ausgespart bleibt.
Ich hoffe, du verstehst meine Ratschläge und Kritik nicht als "Schulmeisterei"! Du willst es ja lernen, nicht? :00000465: