Kirche in Ste. Marie du Mont

Recumbent

Aktives Mitglied
Wer meinen Vorstellungen hier folgt weiß, dass ich schon eine ganze Reihe "autobiografischer" Normandie-Bilder gemacht habe (siehe Galerie). Und immer noch lässt mich das Thema nicht los, vielleicht muss ich mich so langsam einstimmen auf meinen geplanten Besuch dort am 6.6.2014, dem 70. Jahrestag der Invasion.

Die hier gezeigte Kirche war, eben an diesem 6.6.1944, Schauplatz einer kurzen, aber dramatischen Begebenheit: In der Bildmitte sieht man eine grüne Tür. In diese flüchtete eine kleine Gruppe deutscher Soldaten, um Schutz vor den plötzlich überall auftauchenden amerikanischen Luftlandetruppen zu suchen, was aber nicht unbemerkt blieb. Und so folgte kurz darauf eine Gruppe von US-Soldaten, und die mittelalterliche Kirche wurde im Innenraum zum Schauplatz einer wilden Schießerei, eine Szene, die wohl in jeden "Western" passen würde.

Ich selbst, man sieht es an meinem Gesichtsausdruck, reflektiere über das Geschehene. Malerisch gesehen wollte ich mit diesem Bild versuchen, die aus dieser Perspektive kommende Tiefenwirkung einzufangen. Ein schnelles Bild, 2 Stunden, mehr konnte und wollte ich nicht aufwenden. Aber mit autobiografischer Tiefenwirkung.....ganz im Sinne und mit einer tiefen Verneigung vor "unseren Vätern, unseren Müttern".

Recumbent
 

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Merlin

Forum-Guru
Hallo Recumbent,
für mich ist das wieder ein sehr beeindruckendes und Gefühle aufwirbelndes Bild.
Als jugendliche habe ich mit französischen und englischen Jugendlichen während der Ferien auf einem Soldatenfriehof in der Normandie Gräber gepflegt. Es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis für mich. Es hat meine pazifistische Einstellung gefestigt.

Dein Bild erinnert mich an viele auch sehr schöne Erlebnisse und Begegnungen während dieser Zeit.

Danke und liebe Grüße Sonja
 
E

Eff.Maddin

Gast
Hi Rainer,

Kirche schön, Landschaft schön, Begleittext nachdenklich und passend.

Aber es drängt sich mir die Frage auf wieso der Typ auf dem Bild einen leichten Silberblick zu haben scheint - den ich von Angesicht zu Angesicht nicht ausmachen konnte, und wieso er fast wie ein amerikanischer GI gekleidet ist oder fast Fidel ähnlich sieht?:angel_3:
 

Eifelwicht

Senior Mitglied
Ein interessantes Bild. Ich dachte erst, du hättest einen Blumenstrauß in der Hand, bis ich bemerkte, dass dort ein Blumenkübel steht. *patschankopp*

Das Bild hat eindeutig eine gute Tiefenwirkung!
 

Recumbent

Aktives Mitglied
Hallo Recumbent,
für mich ist das wieder ein sehr beeindruckendes und Gefühle aufwirbelndes Bild.
Als jugendliche habe ich mit französischen und englischen Jugendlichen während der Ferien auf einem Soldatenfriehof in der Normandie Gräber gepflegt. Es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis für mich. Es hat meine pazifistische Einstellung gefestigt.

Dein Bild erinnert mich an viele auch sehr schöne Erlebnisse und Begegnungen während dieser Zeit.

Danke und liebe Grüße Sonja

Wir vestehen uns, Sonja - ja, wenn ich persönliche Erlebnisse mit meinen Bildern wiedererwecken kann (oder durch Bilder von Anderen erinnert werde), dann hat sich EIN weiterer Zweck der Malerei bei mir erfüllt. Es entsteht ein Bezug, der nicht unbedingt in maltechnischer Perfektion zum Ausdruck kommen muß, es reicht, dass das Thema anspricht. Das mag ein Grund sein, weshalb ich die Impressionisten so schätze, deren Bilder ja nahezu IMMER die Realität darstellen, seien es Landschaften, seien es Portraits.

Auch ich wollte als Jugendlicher bei der Kriegsgräberfürsorge mitmachen, aber meine Eltern ließen mich nicht. Ganz bestimmt hat diese Arbeit mit zur Völkerverständigung beigetragen!

Danke für Deinen gefühlvollen Beitrag...:00000299:
Rainer
 

Recumbent

Aktives Mitglied
Frage: wieso der Typ auf dem Bild einen leichten Silberblick zu haben scheint - wieso er fast wie ein amerikanischer GI gekleidet ist oder fast Fidel ähnlich sieht?:angel_3:

Also Ferdinand -
all die Krokodilstränen mit Deiner verminderten Seeschärfe ..... Du findest sogar das Haar in der Suppe, das heisst, Du siehst prächtig, das ist die gute Nachricht! Stimmt, irgendwie schielt der Kerl (ich nehme mal an, es könnte ICH selbst sein). Das ist reparierbar. Somit danke für den Hinweis, habe ich nicht gesehen....:00000026:

Meine Kluft an dem Tag war tatsächlich irgendwie Fidel - like. Zufall, oder das Wetter war schuld (regnerisch, wie fast immer da oben an der Küste), oder ich hatte nichts anderes mit (wahrscheinlich). Aber generell gesprochen: ich trage oft bei meinen "Outdoor"-Aktivitäten altes Militärzeug, irgendwie kommt da wohl meine Vergangenheit durch. Aber praktisch ist das ja: Warm, ziemlich regenundurchlässig, und man kann sich im Notfall prima im Wald verstecken :00000726:

...und - es passte natürlich zum Thema:00000293:

Rainer
 

Fähe

Senior Mitglied
Wirklich schön geworden.

Ach, ich bewundere Leute die Landschaften so klasse malen können... Das ist was, was ich nicht kann.
 

Merlin

Forum-Guru
Danke Recumbent

ich wußte zu dieser Zeit nicht viel von allem was geschehen war,
der Geschichtsunterricht in der Ex DDR war diesbezüglich sehr dürftig.

Sehr beeindruckend war, als ich mit einer neuen französischen Freundin und drei "Kriegsveteranen" vor einem Dorfbistro an einem kleinen runden, wackelichen Tisch, an der staubigen Dorfstraße saß. Die älteren Herren fragten mich als deutsche, was ich den hier tue. Meine französische Freudin hat übersetzt.
Diese älteren Herren, die niemals mehr im Leben etwas mit deutschen zu tun haben wollten, haben mich plötzlich umarmt und willkommen geheißen (ich könnte heute noch heulen über so ein Verzeihen und Willkommen)

nochmal Danke für dieses Bild
liebe Grüße Sonja
 

Recumbent

Aktives Mitglied
(ich könnte heute noch heulen über so ein Verzeihen und Willkommen)

nochmal Danke für dieses Bild
liebe Grüße Sonja

Ich glaube, wir könnten uns stundenlang über dieses Thema austauschen - aber genau deshalb male ich Bilder zu dazu, weil mich die Story dahinter bewegt, immer noch. Ich hatte als Jugendlicher in den frühen 60iger Jahren mehrfach Gelegenheit, am deutsch-französischen Jugendaustausch, der von den Herren De Gaulle und Adenauer ins Leben gerufen wurde, teilzunehmen. 1964 war ich das erste Mal im Elsass, ein Jahr später dann in Avignon, unsere Gruppe lebte in französischen Familien, später besuchten uns die französischen Jugendlichen in Deutschland. Und so machte ich genau die gleichen Erfahrungen: der "Erzfeind" war, wie sich herausstellte, ein wahrer Freund, die Arme wurden weit ausgebreitet, uns Nachkommen der Invasoren von damals zu empfangen. Ich würde mir, ganz ehrlich gesprochen, MEHR Engagement mit Frankreich in der heutigen Zeit wünschen. Statt unsere Freunde unter unseren direkten Nachbarn zu suchen, schauen die meisten, Politiker wie "normale" Bürger, immer wieder fasziniert über den Atlantik, weiter geht es wohl nicht. Bleiben wir doch bitte in unserem Kulturkreis, uns verbindet eine über tausendjährige Geschichte!

@ Fähe: Vielen Dank für das Kompliment, aber ich glaube, ich habe bessere "Landschaften" gemalt, wenn auch, zugegebenermaßen, nicht so viele (um ehrlich zu sein: extrem wenige). Gefreut habe ich mich trotzdem.

@ Eifelwicht: Ja ja, der Blumenkübel. Der war gar nicht einfach zu integrieren, aber ich brauchte diesen Farbtupfer, denn der regenverhangene Tag war schlicht "grau in grau", Normandiewetter eben. Dem Herrn sei es gedankt, dass die Stadtväter diesen Kübel spendiert hatten :00000285:

@ Capahu: Danke, Großmeister!!! Eine Reaktion von Dir wiegt wie 10 andere!!!:angel_3:

Recumbent
 

spitzwegerich

Aktives Mitglied
Dieses Bild erzählt eine Geschichte und die Gefühle zu einem, Dir wichtigen Zeitgeschehen ,mit einem emotionalen Hintergrund.
so verstehe ich es,in der ausdrucksweise deines Bildes.
lG
 

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