Hallo !
Bevor ich nun zu meinen letzten Beitrag über Harze komme und somit für mich der Thread beendet ist, möchte ich noch die Vorgehensweise und das Rezept von diesem Halbkreidegrund Erklären.
Es schwirren ja jede Mange Rezepte und gut gemeinte Tipps umher, daher werde ich nur von meinen Erfahrungen berichten, leider wird das wieder mal sehr lange, da ja einen Menge schief gehen kann (siehe etwas weiter oben) und man sich viel Ärger und Zeit erspart wenn von Anfang an richtig vorgeht.
Da diese Beschreibung sehr lange ist kann man sie getrost übergehen, falls man nicht vor hat jäh einen Halbkreidegrund zu machen.
Viele werden sich fragen ob es überhaupt nötig ist so einen Aufwendigen Grund zu machen, daher soll man sich vorher überlegen was man malen will.
Kreidegrund ist Leim – Wasser – Zinkweiß – Champagnerkreide
Halbkreidegrund ist das Ganze mit ÖL, dadurch wird der Grund elastisch
Bei den Holzplatten geht sehr gut ein normaler Kreidegrund, allerdings sind diese Platten ziemlich schwer und ab einer gewissen Größe nehme ich dann LW – bei mir aller was größer ist als 50 cm(egal ob Höhe oder Breite)
Ich nehme MDF Platten, Hartfaser platten wölben sich zu stark, auch wenn man sie vorne und hinten grundiert. Am besten eignen sich Platten ab 4mm, die bleiben gerade, die dünneren nehme ich zum Aufziehen (ankleben der LW an die Platte) der grundierten LW.
Leinwände sind am besten Reinleinen in Portraitqualität, leider sind die sehr teuer, Mischgewebe geht da auch, sind etwas feiner und billiger. Leinen gibt es auf Rollen 160 cm oder 240 cm X 10 m, mach mal auch kleinere Stücke, die sind dann aber teurer.
Da ich ja meine LW auf Platten aufziehe verwende ich dünnere LW 230 g/qm, will man auf Keilrahmen malen wäre da etwas stärkere Leinen von Vorteil, so 320 - 380 g/qm
Bei der Flämischen Technik( um die geht´s ja bei diesen Thread) ist es sehr wichtig das Tiefenlicht, das erreicht man durch sehr dünne Aufträge (Lasuren) die man in Acryl oder Öl machen kann.
Daß sind drei Lasuren bis zum sogn. Optischen Grau, keine Imprimatur. Macht man dies Lasuren in Acryl braucht es keinen Kreidegrund, ein geschliffenen Gessogrund genügt(Akryl hällt nur schlecht auf Kreidegrund und gar nicht auf Halbkreidegrund).
Macht man diese Schichten in ÖL ist ein Kreidegrund Voraussetzung – habe viel probiert und habe noch keine Alternative gefunden.
Bei Schichtmalerei, also Grissaile oder farbige Untermalung braucht es nicht unbedingt einen Kreidegrund da man ja nicht mit Tiefenlicht arbeitet.
Der Vorteil von Acryl Lasuren bis zum Optischen Grau sind natürlich die Schnelligkeit, Optisch macht es keinen Unterschied, allerdings hat es den Nachteil das man zwischen den Schichten und den Höhungen die LW nicht mit einer Klinge abziehen kann, der Untergrund dadurch nicht so glatt wird,
denn jäh glatter der Untergrund, desto besser die Transparenz und somit auch die Tiefe des Bildes.
Man muß sich das so wie bei einen Spiegel vorstellen, das Silber das vor dem Deckglas aufgedampft wird bestimmt die Eigenschaften des Spiegels, ist sie fleckig oder nicht gleichmäßig wird der Spiegel an diesen Stellen stumpf.
So nun zum Rezept.
75 g Hasenhautleim über Nacht in 1l kalten Wasser einweichen.
1l Leitungswasser - später zum verdünnen
1 Volumeneinheit Zinkweiß Rotsiegel (das ist das Billigere Zinkweiß)
1 Volumeneinheit Kreide - Campagnerkreide nehme ich, geht aber auch andere
Ca. 1/3 Volumeneinheit Leinöl oder Leinölfirnis
Einige Utensilien braucht es auch dazu, siehe Foto weiter unten.
Ein kleiner elektr.. Kocher (nicht auf dem Foto) zwei alte Töpfe die ineinander passen, für das Wasserbad, ein altes Wurst Thermometer, ein Schneebesen, einen Rundpinsel, einen Flächenstreicher, Schleifpapier(nicht auf dem Foto)
Die eingeweichten Leitkügelchen mit einen halben bis einen Liter Wasser verdünnen (jäh dünner die LW umso mehr Wasser braucht es) im Wasserbad auf 60 bis 65 Grad erwärmen – nicht über 70 Grad, ab da verliert der Leim die Klebekraft.
Mit den Rundpinsel die Platte/Leinwand dünn mit den Leim ein stupsen, nur so viel das die Zwischenraume(bei LW) sich etwas verkleben und später der Grund nicht hinten austreten kann.
Ein zu viel an Leim oder zu starker Leim(zu wenig Wasser) ergibt eine zu große Spannung und es entstehen Falten an den Ecken - logisch, nur bei LW.
Trocknen lassen, die LW hängt nun durch, aber sie spannt sich wieder (Baumwolle nicht mehr ganz, daher keine reine Baumwolle verwenden).
Den restlichen Leim etwas verdünnen, die gleiche Menge (Volumeinheit) Zinkweiß und Kreide dazu geben, langsam unter ständigen rühren wieder im Wasserbad auf ca. 60 Grad erwärmen.
Diese Mischung nennt man Kreidegrund und man kann ihn so auf Platten auftragen, so 5 bis 6 mal – dazwischen immer ein wenig Wasser hinzu geben und warm auftragen, wieder so 60 Grad.
Dieser Grund saugt sehr stark und sollte “ gelöscht“ werden, also ein Auftrag welcher die Saugfähigkeit herabsetzt. Das Kann eine Untertuschung, ein Tempera Schicht oder eine Imprimatur sein.
Für LW braucht es einen elastischen Grund, dazu nehme ich den Kreidegrund und füge bis zu einen Drittel (meist weniger)Leinöl oder Leinölfirnis hinzu. Da muß man aber etwas aufpassen – ist wie bei Majo schlagen, immer Tröpfchenweise, ansonsten verbindet sich das Öl nicht mit dem Kreidegrund.
Mit dem gestockten kalten Kreidegrund beginnen, im Wasserbad langsam auf die 60 Grad warm machen und unter ständigen rühren langsam das Öl hinzu geben, bis man eine schön sämige Masse hat – sollte so ähnlich wie Kaffeesahne sein.
Birdy, das wäre nun was für deine Küche, mit diesem Rezept bist du bei jedem Kochkurs vorne dabei!
Die LW damit dünn einstreichen, eine Tag trocknen lassen, dann das gleiche so 5 bis 6 mal wiederholen, dazwischen den Leim immer mit etwas Wasser verdünnen, damit ersetzt man das verdunstete Wasser, denn wenn man starken Grund über schwach Geleimten Grund gibt ergibt das später Sprünge.
Zwischen den einzelnen Aufträgen schleife ich den Grund immer docken, wobei jedes Mal das Schleifleinen feiner werden sollte, begonnen bei 140 bis 600 er. Die letzte Schicht schleife ich nass, dabei wird dann der Grund wirklich glatt.
Diese Menge reicht für ca. 10 bis 12 LW 60X80, sie brauchen so ein halber Jahr zu trocknen.
Nimmt man anstatt Leinöl Akoydlack verkürzt sich diese Trocknungszeit auf einige Tage, der Grund ist aber nicht so saugfähig und weniger elastisch.
Ich mache mir so zwei bis drei Mal im Jahr LW nach dieser Rezeptur, die Ersten male gingen daneben, aber inzwischen ist das bei mir schon Routine.
Sicher gehen auch andere Vorgehensweisen gut, ich glaube da sollte jeder für sich selber Erfahrungen sammeln.
LG Karl