Bildaufbau, Bildeinteilung

Inge

SUPERVISOR
Ich denke mal, hier passt dieses Thema am besten her.

Nachdem man die Phase "Ich-nehme-ein-Foto-und-male-dieses-ab" überschritten hat, kommt irgendwann unwillkührlich die Überlegung auf:

Was macht aus, dass ein Bild gut oder gar hammermäßig wirkt, obwohl es vielleicht gar nicht so viel enthält und was lässt das Bild bestensfalls irgendwie, äh, "nett" ausschauen, trotzdem es technisch eigentlich gut gemalt ist?

Großen Anteil haben meines Erachtens nach die richtige Komposition und der richtige Bildausschnitt.

Da habe ich gerade wieder einen richtigen Problemfall als Vorlage:
 

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Inge

SUPERVISOR
Niedlich, gell?
Wird aber so bestensfalls ein mittelmäßiges Bild.
Grund: Vorlage ohne Kontraste, finstere Werte, Kaltfarben im Vordergrund, senkrechte Linie (Schattenfuge des Polsters) ziemlich genau mittig, der Kopf als Fokus ist ENTWEDER fast am Bildrand oder ich wähle den Bildträger so groß, dass der Hundekopf zwar irgendwo auf dem Goldenen Schnitt ruht, aber eher Zwergenformat auf dem Gesamtgemälde hat.

Meine ganz persönliche Lösung des Problems: Ausnahmsweise nehme ich nicht den Hundekopf als Bildfokus, also als den Punkt, auf den ich die Betrachterblicke lenken möchte, sondern die lässige Vorderpfote. Die werde ich genau ausarbeiten und dem Betrachter detailliert optisch entgegenstrecken lassen.
Die Polster verschiebe ich, hinten re. möchte ich den Betrachterzutritt nicht sperren, sondern über die Armlehne hell scheinen lassen. Die Couch wird umgefärbt, sie wird hinten kühler bläulich und geht vorne warm ins grünliche über, vielleicht Smaragdrichtung?

Hat sonst noch wer ähnliche Problemstellungen und Lösungen?
 

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maja

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Wow - da ist wirklich ein Problem! :00000285:
Wenn ich mir so die Vorderpfote anschaue - ziemlich dicke Pfote (was auf einen Welpen schliessen läßt? Was man aber aus dem übrigen Foto nicht unbedingt erkennen kann), der Körper dagegen fast filigran (was wieder auf einen Welpen schliessen läßt, man das aber bei der Größe nicht wirklich beurteilen kann), die Ohren nicht sichtbar, die Augen geschlossen - also ich würde diesen Auftrag strikt ablehnen :00000726:. Aber für eine so gute Malerin wie du es bist vielleicht doch noch irgendwie umsetzbar - ich bin jedenfalls gespannt!
 

birdy

Senior Mitglied
ich habe mir die freiheit genommen, mal so zwischendurch auf die schnelle spontan den aufbau so zu machen wie ich es auf die leinwand bringen würde...ohne jetzt genauer auf kontraste oder farbgebung zu achten....ich finde aber, dass die farbe des fells mit dem der decke schon passen könnte.
den teil den ein hund am meisten (ausser dem gesicht von frauerl) abschleckt :00000285: habe ich einfach eher verschwimmen lassen um die aufmerksamkeit mehr auf pfoten und schnauze zu richten.

vielleicht eine hilfe...

lg,
erwin
 

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bruno

Senior Mitglied
Ein schwieriges Motiv. "Schwierig" in dem Sinne daraus ein Bild zu machen, das wirklich ein "Hingucker" ist...

Ich würde auch das Sofa nach Möglichkeit in den Hintergrund drücken, dabei würde ich auch bei Farbänderungen etc. nicht zimperlich sein. Auf das Sofa kommt es ja nun wirklich nicht an, sondern der Hund ist das Motiv. Solange erkennbar ist dass er überhaupt auf einer Couch liegt reicht das ja. Also nach Möglichkeit Details der Couch weglassen und vereinfachen, auch Kissenränder und Falten etc. kannst Du ja nach Belieben ändern, so wie es sich kompositorisch anbietet.

Den Hund selbst würde ich dann so dominant zu malen versuchen wie es geht, damit er richtig aus dem Bild "rauspoppt". Ich hoffe Du verstehst was ich meine.

In welchem Malstil hast Du denn vor das umzusetzen?
 

Inge

SUPERVISOR
Lasst euch einfach mal sagen - ich finde euch klasse :00000298:

SO macht Malen Spaß.

Supertolle Ideen und Denkansätze, die bereits in der wichtigen Phase greifen, BEVOR man überhaupt einen Pinsel in die Hand nimmt.Birdy, ich habe mir die Freiheit genommen, deine Bearbeitung zur Ideenfindung wegzuspeichern. Ist das o.k.?
Bruno, da muss ich mich beim Sofa auf alle Fälle zurücknehmen, da hast du sicher recht.

Vielleicht hat jemand Lust, eigene Problemfälle einzubringen?
 

Phillonikos

Senior Mitglied
Niedlich, gell?
Wird aber so bestensfalls ein mittelmäßiges Bild.
Grund: Vorlage ohne Kontraste, finstere Werte, Kaltfarben im Vordergrund, senkrechte Linie (Schattenfuge des Polsters) ziemlich genau mittig, der Kopf als Fokus ist ENTWEDER fast am Bildrand oder ich wähle den Bildträger so groß, dass der Hundekopf zwar irgendwo auf dem Goldenen Schnitt ruht, aber eher Zwergenformat auf dem Gesamtgemälde hat.

Meine ganz persönliche Lösung des Problems: Ausnahmsweise nehme ich nicht den Hundekopf als Bildfokus, also als den Punkt, auf den ich die Betrachterblicke lenken möchte, sondern die lässige Vorderpfote. Die werde ich genau ausarbeiten und dem Betrachter detailliert optisch entgegenstrecken lassen.
Die Polster verschiebe ich, hinten re. möchte ich den Betrachterzutritt nicht sperren, sondern über die Armlehne hell scheinen lassen. Die Couch wird umgefärbt, sie wird hinten kühler bläulich und geht vorne warm ins grünliche über, vielleicht Smaragdrichtung?

Hat sonst noch wer ähnliche Problemstellungen und Lösungen?

Versuche doch dein Gefühl sprechen zu lassen, deine Intuition. Fang einfach an und höre auf dein Inneres. Der Rest ergibt sich dann schon.
 

Inge

SUPERVISOR
Das wäre schön. Das habe ich früher gemacht, auch einige Treffer geschossen, leider aber auch viele Sachen produziert, die man in die Tonne treten konnte. Der Unterschied ist: Nach viel Maltheorie kann ich mir endlich erklären, warum.
 

Luzia

Aktives Mitglied
Hmpf - mir geht es wie Maja.
Die Vorderpfote erscheint mir schon ziemlich groß. Könnte es auch eine Verzerrung sein?
Für zeigt sich hier ganz deutlich, dass man dem Foto glaubt - doch glaubt man einem Gemälde dies auch?
 

Bilderundmehr

Senior Mitglied
Da hast du dir ein für mich schwieriges Bild vorgenommen. Ich hätte damit meine Probleme eine "gutes Bild" zu erstellen. Für mich ist das Foto eben ein Foto, aber daraus ein Bild zu erstellen das man länger betrachtet hmmm...

Das Bild mal analytisch betrachtet Sofa - Hund - Sofa, Hund sehr mittig, eine leichte Diagonale von Hinterpfote zu den Vorderpfoten, das wars.
Für mich wäre das ein viel zu schweres Bild es eben interessant um zu setzen. Ich müsste da noch was mit reinmalen und wenn`s ein Hundeknochen wäre:00000295:. Nein Spaß beiseite ich bin echt gespannt drauf wie du das meistern wirst.

Bitte unbedingt zeigen.
 

Perry

Senior Mitglied
Was für ein schwieriges Bild.

Die Skizze find ich grundsätzlich gut. Alleine die Schnauze scheint mir zu kurz angedeutet zu sein. Da ist jetzt ja keine optische Verkürzung von nöten. Das vorder detailliert und nach hinten undeutlicher zu werden kenne ich eher von der Fotografie. Bin gespannt wie Du das umsetzt. Weiterhin viel Spaß dabei.

LG
Perry
 

Inge

SUPERVISOR
:00000569: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen....
Ich habe jetzt mal die Pfoten etwas verkleinert, das Maul etwas verlängert.
Die Decke werde ich ganz am Ende noch dezent überziehen, damit sie nicht zu stark dominiert, denke ich. Will nur leichte warme Highlights durchscheinen lassen. Momentan ist die Couch-Vorderkante ja auch noch nicht richtig vorhanden. Aber erst mal von Hinten nach Vorne...
 

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kahuflosa

Senior Mitglied
Hallo Inge,

über dieses Thema zerbreche ich mir schon seit langem den Kopf und deine Fragen kann ich genauso wenig beantworten.
Eines ist mir aber klar, nachdem ich viele Male meine Urlaubsfotos auf Verwertbarkeit für die Malerei untersucht habe: Ein gutes Foto unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten als ein gemaltes Bild. Ich behaupte mal, ein gutes Foto kann immer nur die Fassade von vorne zeigen, ein gutes Gemälde reduziert die Fassade und macht den Blick für das Wesentliche frei, das dahinter steckt.
Was ist wesentlich an deinem Motiv? Ich nehme an, die völlige Entspanntheit deines Hundes, ausgedrückt durch die Körperhaltung. Alles andere ist Nebensache und kann weggelassen werden. Deine erste Skizze, aber auch die Fortsetzung reichen völlig aus, um das Wesentliche auszudrücken.
Kompliment!
Ich bin nicht der Meinung, Phil, dass es nur auf Intuition ankommt.Die meisten Meisterwerke sind Ergebnisse zähen Übens und angestrengten Nachdenkens.

LG, Hubert
 

Ölpinselchen

Forum-Guru
Es ist nicht einfach, ein Bild auf das wesentliche zu reduzieren.
Was nehme ich weg was male ich????
Mir geht es manchmal auch so, nicht immer!
Hubert hat es genau auf den Punkt gebracht.
Der Hund ist das Wesentliche, das Sofa und die Decke braucht Deine Aufmerksam nicht so stark.
Du bist auf dem richtigen Weg.
 

kahuflosa

Senior Mitglied
Die völlige Entspanntheit ist m. M. nach das Wesentliche, der Hund nur Mittel zum Zweck.
Alles andere ist mehr oder weniger unwesentlich und kann reduziert, manches sogar weggelassen werden.

LG, Hubert
 

Inge

SUPERVISOR
Ich gebe euch in allen Punkten recht.
Für Fotos und Gemälde gelten andere Spielregeln.
Was man einem Fotografen glaubt (auch wenn er bis zum Erbrechen photoshopt!!!), nimmt man einem Maler noch lange nicht ab.
Dafür kann sich der Maler völlig ohne elektronische Hilfen sein Idealbild bauen, wie Hubert so schön aufzeigt, keine Sache malen sondern eine Idee, ein Gefühl, eine Grundaussage.
Warum sollten wir der Fotografiererei hinterherhecheln, wenn wir etwas viel Großartigeres haben??

Faltenlegung vorne mache ich sicher nicht realistisch.
Das hatte ich bei einem anderen Bild schon mal mit einer Schulterschleife in einem Portrait versaut. Die war so realistisch, dass keiner mehr die Gesichter angeschaut hat, sondern nur noch die Schleife. Also Schleife wieder verwurstelt, drei Stunden Arbeit für die Katz.

So. den Goldener-Schnitt-Fokus mit der Pfote li.-unten mit größtem Hell/Dunkelkontrast eingebaut....Ich glaube, so lange die Gemütlichkeit der Situation, das Räkeln und die Entspanntheit erkennbar sind, müsste ich nicht mal anatomisch korrekt malen.
 

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